Auf dem Weg zur interkulturellen und diskriminierungssensiblen Schule
Unsere Gesellschaft ist durch unterschiedlichste Menschen und Lebensrealitäten gekennzeichnet. Nicht nur durch Geflüchtete, die in den vergangenen Jahren nach Deutschland gekommen sind, wurden die Unterschiede in Bezug auf ethnische, nationale und soziale Herkunft deutlich. Auch Differenzlinien wie Gender, sexuelle Orientierungen, Religionen, Gesundheit, Bildung, soziale Herkunft etc. sind in das öffentliche Bewusstsein getreten. Sie kennzeichnen die Vielfalt in unserer Gesellschaft und damit auch die Verschiedenartigkeiten der Schülerinnen und Schüler, der Lehrerinnen und Lehrer, der Eltern, der Sozialarbeitenden, der Leitung und der Hausmeisterinnen und Hausmeister im schulischen Alltag. Das Engagement von Frauen, Transgender, Schwarzen Deutschen, Geflüchteten, Lesben und Schwulen, Menschen mit einer Behinderung etc. hat zu einer größeren Sensibilität nicht nur für die Vielfalt der Menschen, sondern auch für unterschiedliche Diskriminierungsformen geführt. Und Diskriminierungen machen nicht vor der Schule halt: Manchmal wird die „Buntheit“ einer Schule gefeiert, aber die mit der vermeintlichen „Buntheit“ einhergehende Gefahr einer Überbetonung von Differenzen wird nicht ausreichend reflektiert. So werden Schülerinnen und Schüler oder Lehrende zu den ethnisch-nationalen und/oder kulturell Anderen gemacht, ohne bestehende Diskriminierungen wahrzunehmen und abzubauen. Auch institutionelle und strukturelle Rahmenbedingungen der Schule in Deutschland befördern problematische Entscheidungen und stehen manches Mal dem Gebot der Chancengleichheit und gerechter Partizipationsmöglichkeiten entgegen. Eine interkulturelle und diskriminierungssensible Pädagogik sucht sowohl der Vielfalt der Schülerinnen und Schüler und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schule gerecht zu werden, als auch mögliche Diskriminierungen zu antizipieren und ihnen vorzubeugen sowie mit bestehenden Diskriminierungen angemessen(er) umzugehen – immer auch im Wissen um die Grenzen pädagogischen Handelns. Relevante Fragen:
- Wann sind Unterschiede aller an der Schule lernenden und arbeitenden Menschen relevant und müssen bedacht werden und wann spielen sie keine Rolle bzw. stehen in der Gefahr, durch eine Betonung der Differenz die Betroffenen zu „Anderen“, zu den „Nicht-Dazugehörigen“ zu machen?
- Wie kann verhindert werden, dass Unterschiede zu Diskriminierungen führen? Konkret: Wie lässt sich im Klassenzimmer, auf dem Schulhof und im Lehrerzimmer eine Kultur des gegenseitigen Respekts und der Wertschätzung entwickeln?
- Aber auch: wie kann angemessen mit den unterschiedlichen Diskriminierungsformen, vor allem Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Heteronormativität umgegangen werden?
- Welcher Handlungsspielraum kommt den Lehrenden in diesem Kontext zu, wo stoßen sie an problematische institutionelle und strukturelle Rahmenbedingungen? Und können diese auch verändert werden?