Die Kirchen in Deutschland sind hochgradig organisatorisch ausdifferenziert. Neben der sogenannten „verfassten Kirche“ (Diözesen, Pfarreien und Seelsorgeeinheiten) existieren Kindergärten, Schulen und sozial-karitative Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft, die Caritas und zahlreiche katholische Verbände, Hilfswerke sowie Ordensgemeinschaften. All diese Organisationen stehen vor der doppelten Herausforderung, ihren Auftrag effektiv zu erfüllen und Prozesse des organisationalen Wandels erfolgreich zu bewältigen. Gegenwärtig ist die strategische Gestaltung kultureller wie struktureller Kontexte und ihre zeitgemäße Veränderung die wichtigste Funktion von Führung: Immer größer werdende Pfarreien verlangen nach neuen Sinnbestimmungen und Gestalten ihres Tuns; kirchliche Verbände und Vereine müssen für ihren Fortbestand mutige Entscheidungen treffen; und auch Orden stehen zunehmend unter Druck, neue Handlungsfelder zu erschließen. In dieser Bewältigung bewährt sich kirchliche Führungskompetenz.
Wissenschaftlich fundiert und geleitet
Die wissenschaftliche Leitung dieses Zertifikatskurses liegt in des Händen von Dr. Björn Szymanowski vom Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap). Das zap besteht seit 2012 und ist im O-Werk Bochum „Flurnachbar“ der Akadmie der Ruhr-Universität. Es ist ein interdisziplinäres Forschungszentrum und gehört zum Lehrstuhl für Pastoraltheologie der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum.
Der Kurs zielt auf die Anbahnung einer wirksamen kirchlichen Führungskompetenz. Die Befähigung zur rollenbewussten und professionellen Ausübung von Führungsaufgaben in realen kirchlichen Bewährungsfeldern steht darum im Mittelpunkt der Fortbildung.
Modul 1: Grundlagen wirksamer kirchlicher Führung
In diesem Modul steht das Führungskonzept des Kurses im Vordergrund. Es befähigt die Teilnehmenden dazu, Grundbegriffe und Funktionen von strategisch-organisationaler Führung zu benennen, vor dem Hintergrund ihrer eigenen Führungsverständnisse zu reflektieren und auf ihre eigenen Verantwortungsbereiche zu übertragen.
Modul 2: Aufgaben wirksamer kirchlicher Führung I
In diesem Modul werden die ersten drei von insgesamt sechs zentralen Führungsaufgaben behandelt. Es befähigt die Teilnehmenden dazu, Entscheidungsprozesse methodisch und transparent zu gestalten sowie getroffene Entscheidungen konsequent zu realisieren (Entscheiden), die Ziele ihrer Organisation kontextbezogen zu klären und für Zielklarheit in ihrem Verantwortungsbereich zu sorgen (Für Ziele sorgen) und die organisationalen Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Menschen ihren Aufgaben darin effektiv und effizient nachgehen können (Organisieren).
Modul 3: Aufgaben wirksamer kirchlicher Führung II
In diesem Modul werden die übrigen drei Führungsaufgaben trainiert. Es befähigt die Teilnehmenden dazu, Menschen zur Verantwortungsübernahme zu ermächtigen (Potenziale fördern), professionelle Kommunikation als Führungsinstrument einzusetzen (Kommunizieren) und strukturelle sowie kulturelle Faktoren der Organisation zukunftsorientiert weiterzuentwickeln (Transformieren).
Modul 4: Spiritualität wirksamer kirchlicher Führung
In diesem Modul wird der Umgang mit Führungssituationen und -aufgaben aus spiritueller Perspektive trainiert. Es befähigt die Teilnehmenden u.a. dazu, ihre eigene Führungsrolle zu reflektieren und spirituelle Kraftquellen ihres Führungshandelns zu aktivieren, um dadurch Führungsherausforderungen gekonnt zu meistern.
Modul 5: Begleitende Vertiefung wirksamer kirchlicher Führung (parallel zu 1-4)
In diesem Modul bündeln sich Reflexion- und Vertiefungsformate. Es begleitet den Kompetenzerwerb in den Modulen 1-4 auf vierfache Weise: Erstens gibt es Gelegenheit zur Vertiefung eines führungsbezogenen Themenschwerpunktes. Zweitens umfasst es die begleitende Arbeit an einem Portfolio im Sinne eines Lerntagebuchs. Drittens wird Führung anhand von konkreten Führungssituationen in einem digitalen Führungssimulator trainiert. Viertens besteht das Angebot eines spirituellen Coachings während der Kurslaufzeit.
Ihre Vorteile auf einen Blick
- Die persönliche Führungsrolle wird anhand von konkreten Aufgaben und Herausforderungen aus der eigenen Organisationspraxis trainiert.
- Ein hohes Maß an ortsunabhängigen und zeitlich flexiblen Lernphasen ermöglicht ein berufsbegleitendes Studieren.
- Die Fokussierung auf Führungsaufgaben entlastet den Führungsalltag und unterstützt eine wirksame Führungsarbeit.
- Konkrete Führungsherausforderungen werden gut begleitet in einer digitalen Führungssimulation trainiert.
- Am Führungsthema wird überregional und mit einer multiprofessionellen Lerngruppe gearbeitet.
- Führungsaufgaben und -herausforderungen werden in Zusammenarbeit mit renommierten Führungsexpert:innen reflektiert und erprobt.
- Die Entwicklung der eigenen Führungspersönlichkeit wird verbunden mit der Fähigkeit zur strukturellen Führung kirchlicher Organisationen.
- Der Erwerb von Führungs- und Organisationswissen geht Hand in Hand mit theologischen und spirituellen Grundierungen wirksamer Führungspraxis.
- Der Lernprozess wird durch ein konzeptionell fundiertes Curriculum und modernste, auch digitale Didaktik unterstützt.
- Nach erfolgreichem Abschluss erhalten Sie ein europaweit anerkanntes Zertifikat gemäß § 62, Abs. 1 Hochschulgesetz NRW.
Alle Handlungskompetenzen werden integral in fünf Dimensionen trainiert:
- Durch Lerninhalte aus den Organisations- und Führungswissenschaften werden theoretische Sachkenntnisse rund um Führung aufgebaut (Sachkompetenz).
- Theologische Fundierungen erlauben, Führung aus einer vorwärtsgewandten Theologie heraus zu gestalten (Deutungskompetenz).
- Die Arbeit mit Führungswerkzeugen in Praxisworkshops ermöglicht das strategisch geplante und zielgerichtete Realisieren von Führungsaufgaben (Methodenkompetenz).
- Aus spirituell-geistlicher Perspektive werden persönliche Einstellungen und Motivationen des Führungshandelns reflektiert (Selbstkompetenz).
- Die Arbeit in Communities of Practice gibt Raum für die kollegiale Weiterentwicklung professioneller Führungskompetenz (Sozialkompetenz).
Wer sollte teilnehmen?
Dieser Zertifikatskurs richtet sich an Personen aus pastoralen bzw. seelsorglichen Kontexten, die (haupt-, neben- oder ehrenamtlich) eine formelle Leitungsrolle für einen Aufgabenbereich oder die Gesamtorganisation innehaben bzw. an diejenigen, die sich auf eine solche Funktion vorbereiten.
Die Kursinhalte sind ökumenisch ausgerichtet. Führungspersonen aus allen christlichen Denominationen können teilnehmen.
Angesprochen sind also z. B. Führungspersonen in einer Abteilung, einem Dekanat, einer pastoralen Einheit, einer Pfarrei/Parochie und einer Gemeinde bzw. in Verbänden wie Caritas und Diakonie, in Bildungs- und Erziehungseinrichtungen, Hilfswerken sowie Krankenhausträgergesellschaften.
Darüber hinaus gilt: Hier ist richtig, wer …
- den Wert gut funktionierender Organisationen schätzt;
- die eigene Aufgabe strategisch und gestalterisch versteht;
- sowohl die personale als auch als strukturelle Funktion von Führung trainieren möchte;
- Führung aus theologischen und spirituellen Ressourcen gestalten will;
- Lust auf professionelle Rollenverantwortung und nachhaltige Veränderung hat.
Methodik und Didaktik
Das Programm ist als Blended-Learning-Kurs konzipiert. Nach neusten bildungswissenschaftlichen Erkenntnissen werden Präsenztreffen mit den didaktisch-methodischen Vorteilen des E-Learnings kombiniert. Konkret heißt das, dass sich Workshops und selbstgesteuerte Lernphase abwechseln, dabei aber eng miteinander verzahnt sind.
Gegenüber klassischen Lernformaten findet der Wissensaufbau nicht in Vorlesungs- oder Seminareinheiten statt, sondern in den Selbstlernphasen. Das ermöglicht einen flexiblen Wissens- und Kompetenzerwerb und erleichtert das berufsbegleitende Studieren. Die Führungsaufgaben werden anhand von wissenschaftlichen Texten, didaktisierten Videos und anderen Materialien aufgebarbeitet. Ein nutzerfreundliches digitales Lern-Management-System unterstützt dabei.
Das so erlernte Wissen wird bereits während der Lernphase durch problemorientierte Fall-, Projekt- und Transferaufgaben konsequent auf die Praxis übertragen und in realen Kontexten erprobt (Training near the Job). Zudem wird der individuelle Wissens- und Kompetenzerwerb durch einen Erfahrungsaustauch und ein kollektives Lernen in Tandems, in Kleingruppen und in der gesamten Lerngruppe flankiert (Community of Practice).
In den Präsenztreffen werden die Lerninhalte und Praxiserfahrungen aus den Selbstlernphasen in dreifacher Hinsicht vertieft: Dort werden erstens offene Fragen diskutiert und Arbeitsergebnisse präsentiert. Im Rahmen eines Praxistrainings werden zweitens praktische Werkzeuge und Skills probt. Die geistliche Begleitung lässt schließlich Raum für eine spirituelle Fundierung der Führungsaufgaben.