31.10.2025

Six Sigma Methode: Grundlagen, Berechnung und wichtigste Werkzeuge

Die Six Sigma Methode ist eines der weltweit bekanntesten Konzepte für Qualitätsmanagement und Prozessoptimierung. Ursprünglich von Motorola entwickelt und später von Unternehmen wie General Electric oder Siemens perfektioniert, steht Six Sigma heute für datengetriebene Exzellenz in allen Unternehmensprozessen – von der Produktion bis zum Dienstleistungssektor.

✅ Was ist die Six Sigma Methode?

Die Six Sigma Methode ist ein strukturiertes, faktenbasiertes Managementkonzept zur Verbesserung von Prozessen, Produkten oder Dienstleistungen.
Ihr Ziel: Fehler reduzieren, Qualität steigern und Kosten senken.

Der Name Six Sigma leitet sich aus der statistischen Standardabweichung (σ) ab – einem Maß für die Streuung von Prozessen.
Ein Prozess, der auf Six Sigma-Niveau arbeitet, produziert nur 3,4 Fehler pro Million Möglichkeiten (DPMO – Defects Per Million Opportunities).
Das entspricht einer Prozessgüte von 99,99966 % – nahezu Perfektion.

🧭 Welche Six Sigma Methoden gibt es?

Six Sigma nutzt zwei zentrale methodische Vorgehensmodelle, die je nach Zielsetzung eingesetzt werden:

  1. DMAIC-Methode (für bestehende Prozesse)

Die DMAIC-Methode ist das Herzstück klassischer Six Sigma Projekte. Sie steht für:

Phase Zielsetzung Typische Tools
Define Problem, Projektziele und Kundenerwartungen definieren SIPOC-Diagramm, Projektauftrag, CTQ-Analyse (Critical to Quality), Stakeholder-Analyse
Measure Ist-Zustand und Prozessleistung messen Prozessflussdiagramm, Messsystemanalyse (MSA), Histogramm, Pareto-Diagramm
Analyze Ursachen für Fehler oder Abweichungen analysieren Ishikawa-Diagramm (Fishbone), 5-Why-Methode, Korrelationsanalyse, FMEA
Improve Prozessverbesserungen entwickeln und umsetzen Brainstorming, DoE (Design of Experiments), Poka Yoke, Benchmarking
Control Nachhaltige Stabilisierung und Kontrolle sicherstellen SPC (Statistical Process Control), Kontrollplan, Audit-Checklisten

 

Diese Methode eignet sich besonders zur Optimierung bestehender Prozesse.

  1. DMADV-Methode (für neue Prozesse)

Wenn ein Prozess oder Produkt neu entwickelt wird, greift die DMADV-Methode:

Phase Zielsetzung Typische Tools
Define Kundenanforderungen und Projektziele definieren Voice of the Customer (VoC), Kano-Modell
Measure Qualitätsmerkmale und relevante Kennzahlen messen QFD (Quality Function Deployment), Messplan
Analyze Konzeptalternativen analysieren und bewerten Benchmarking, FMEA
Design Prozess oder Produkt designen Simulation, Prototyping, DoE
Verify Ergebnis verifizieren und implementieren Pilotversuche, Prozessabnahmen, Kontrollpläne

 

DMADV ist Bestandteil von Design for Six Sigma (DFSS) und wird genutzt, um neue Prozesse von Beginn an auf höchste Qualität auszurichten.

🔍 Wie unterscheiden sich die Six Sigma Methoden?

Kriterium DMAIC DMADV
Ziel Verbesserung bestehender Prozesse Entwicklung neuer Prozesse oder Produkte
Ausgangspunkt Prozess existiert bereits Prozess wird neu konzipiert
Fokus Fehlerreduktion, Effizienzsteigerung Qualitätsdesign, Kundennutzen
Ergebnis Stabiler, optimierter Prozess Robustes, kundenzentriertes System
Typische Anwendung Produktionsprozesse, Serviceprozesse Produktentwicklung, Prozessneugestaltung

 

🧰 Die wichtigsten Six Sigma Tools im Überblick

In Six Sigma werden zahlreiche Werkzeuge (Tools) eingesetzt, um Prozesse messbar zu machen, Ursachen zu analysieren und Verbesserungen abzusichern.
Hier eine Übersicht der am häufigsten verwendeten Tools:

Kategorie Tool Beschreibung
Prozessanalyse SIPOC-Diagramm Zeigt Zusammenhänge zwischen Lieferanten, Inputs, Prozessen, Outputs und Kunden.
Prozessflussdiagramm Visualisiert Prozessschritte und Entscheidungspunkte.
Datenanalyse Histogramm Zeigt Verteilung und Streuung von Messwerten.
Pareto-Diagramm Identifiziert die wichtigsten Fehlerquellen (80/20-Regel).
Boxplot Visualisiert Datenstreuung und Ausreißer.
Ursachenanalyse Ishikawa-Diagramm Ermittelt Ursachen-Wirkungs-Zusammenhänge.
5-Why-Methode Hinterfragt Probleme iterativ, bis die Hauptursache klar ist.
Risikobewertung FMEA (Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse) Bewertet Fehler nach Auftretenswahrscheinlichkeit, Bedeutung und Entdeckbarkeit.
Optimierung DoE (Design of Experiments) Systematische Versuchsplanung zur Prozessverbesserung.
Poka Yoke Entwicklung von „Fehlervermeidungsmechanismen“.
Qualitätssicherung SPC (Statistical Process Control) Überwachung von Prozessen durch Regelkarten.
Kontrollplan Legt Maßnahmen zur Prozessstabilisierung fest.

 

📈 Wie berechnet man den Six Sigma Wert?

Die Berechnung des Six Sigma Wertes (Sigma Level) erfolgt auf Basis der Fehlerquote eines Prozesses.
Grundlage ist die Kennzahl DPMO – Defects per Million Opportunities.

Schritt-für-Schritt-Berechnung:

  1. Fehler zählen: Anzahl der aufgetretenen Fehler (Defects) erfassen.
  2. Möglichkeiten bestimmen: Anzahl der potenziellen Fehlerstellen pro Produkt/Prozess (Opportunities).
  3. DPMO berechnen:
  1. Sigma-Level bestimmen:
    Mithilfe einer Sigma-Tabelle oder eines Rechners wird der Sigma-Wert aus der DPMO-Zahl abgelesen.

Beispiel:

Ein Prozess mit 100 Fehlern bei 50.000 Einheiten, jeweils mit 4 potenziellen Fehlerstellen, ergibt:

Ein DPMO von 500 entspricht einem Sigma-Level von ca. 4,8 – ein sehr leistungsfähiger Prozess.

💡 Warum ist die Six Sigma Methode so erfolgreich?

  • Datenbasierte Entscheidungen statt Bauchgefühl
  • Klare Rollenmodelle (Yellow, Green, Black, Master Black Belt)
  • Messbare Ergebnisse in Qualität, Zeit und Kosten
  • Nachhaltige Prozessverbesserung durch Control-Phase
  • Integration mit Lean Management möglich („Lean Six Sigma“)

📘 Six Sigma auf einen Blick

Begriff Bedeutung
Ziel Fehlerarme, stabile Prozesse
Sigma-Level 6 3,4 Fehler pro Million Möglichkeiten
Hauptmethoden DMAIC, DMADV
Tools Ishikawa-Diagramm, FMEA, Prozessfähigkeitsanalyse, Pareto-Diagramm
Zertifizierungen Yellow, Green, Black Belt

 

🚀 Fazit: Six Sigma Methode als Schlüssel zur Exzellenz

Die Six Sigma Methode ist weit mehr als eine Statistik-Disziplin.
Sie ist ein strategisches Führungs- und Qualitätswerkzeug, das Unternehmen hilft, ihre Prozesse zu verstehen, zu beherrschen und kontinuierlich zu verbessern.

Wer Six Sigma beherrscht, versteht Daten, Prozesse und Menschen – und schafft messbaren Mehrwert für Kunden und Organisation.

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